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Podcast: Wer ist eigentlich dieser Kanban?

Das Thema dieser ersten Folge ist die Methode an sich oder: Wer ist denn eigentlich dieser Kanban?

 

Kanban wird häufig im Agilen Kontext verwendet – quasi als Gegenentwurf zu Scrum. Das ist allerdings nicht ganz richtig. Es stammt aus einer Zeit, als Kanban überhaupt erst mal auf dem Markt etabliert werden sollte. Um es bekannt zu machen, wurde es häufig Scrum mit seinen strikten Regeln entgegengestellt. Leider haben wir heute noch damit zu tun.

 

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Kanban ist nämlich kein Rahmenwerk für die Entwicklung komplexer Produkte. Es ist auch kein Projektmanagement-Werkzeug, obwohl es das Projektmanagement unterstützen kann.

Kanban ist noch nicht einmal auf die Softwareentwicklung selbst beschränkt, obwohl es daher im Grunde kommt.

 

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Assoziationen zu Toyota-Kanban ist nicht ganz verkehrt, aber womöglich fehlleitend.

Entstanden ist das Kanban, über das wir sprechen, aus der Idee, Pull-Systeme auf die Wissensarbeit zu übertragen. Der Name kam erst später. David Anderson, sicherlich eine der prominentesten Figuren im Kanban-Zirkus und geistiger und wirtschaftlicher Leiter der "Lean Kanban"-Marke, sagte einmal, dass er getrieben wurde, sich einen Namen einfallen zu lassen. "Schnell, sonst registriert sich jemand anderes dieses Wissen unter einem Namen und wir haben dann keinen wirtschaftlichen Zugriff mehr darauf!" Als Kurzschlussentscheidung sei dann Kanban herausgekommen – sicherlich nicht die beste Wahl, wenn du mich fragst.

 

Sehen wir uns mal an, welche Begriffe es hier in dieser Welt eigentlich noch so gibt.

 Da sind mindestens mal Kanban-Board, Kanban-System und Kanban-Methode.

 

Zuerst sprechen wir über Kanban-Board, denn die kennen eigentlich die meisten: Ein Board, das an der Wand hängt und auf dem Zettel mit Aufgaben von links nach rechts wandern. Oder? Na, das werden wir uns in einem weiteren Podcast noch ansehen, aber generell können wir schon mal sagen: Ein Kanban-Board bildet den Arbeitsfluss und den Weg der einzelnen Aufgaben durch diesen Fluss ab. Die Karten auf dem Board sind dabei Repräsentationen der Aufgaben, da sie sonst unsichtbar wären!

Wir kennen also das Kanban-Board und können jetzt ein Kanban-System darauf abbilden, das wir uns jetzt ansehen.

 

Kanban-System ist schon ein etwas kniffeligerer Begriff. Aber er ist eigentlich der Grund, warum Kanban nun Kanban heißt!

Ein Kanban-System ist eine Umsetzung des Pull-Prinzips. Ganz abstrakt gesprochen bedeutet das, dass nur dann ein neues Teil X geliefert wird, wenn ein Pull-Signal emittiert wird. Teil X kann dabei ein notwendiges Zwischenprodukt sein, aber eben auch ein weiterer Auftrag in der Wissensarbeit. Stell dir das so vor: Der Friseur hat seinen aktuellen Kunden gerade bedient, der hat den Platz geräumt, Der Friseur ruft nun dem nächsten Kunden zu: "Du bist jetzt dran!" Das ist ein Pull-Signal. Über Push und Pull sprechen wir in einer kommenden Folge detaillierter.

Die Kombination aus Pull-Signalen, Verfügbarkeiten und den einzelnen Arbeitsaufgaben würde man ein Kanban-System nennen, wenn mindestens für die Pull-Signale Signalkarten verwendet würden. Auf dem Kanban-Board ergibt das aber keinen Sinn – wir haben ja schon Zettel als Repräsentation der Arbeitsinhalte. Da noch Karten für die Pull-Signale zu verwenden, ist verwirrend. Stattdessen legen wir sogenannte WIP-Limits fest, wir limitieren die Work in Progress. Wie genau das dann funktioniert besprechen wir in einer anderen Folge. 

 

Wir haben Kanban-Board und jetzt auch Kanban-System besprochen, sehen wir uns jetzt den damüberliegenden Begriff an: Die Kanban-Methode

 

Die Kanban-Methode verwendet nämlich Kanban-Board und Kanban-System. Sie ist eine Management-Methode zum Betrieb und zur Verbesserung von Dienstleistung – beides geht Hand in Hand.

Der Betrieb von Dienstleistung bedeutet: die richtigen Aufträge auswählen, den Fluß der Aufträge steuern, organisieren und zu unterstützen. 

Für den Betrieb schlägt die Methode die Verwendung eines Kanban-Board vor und ein Kanban-System, um den Fluss der Arbeit zu beschleunigen und von vorne herein nicht zu viel Arbeit in Wartezuständen im System zu haben.

Darüber hinaus haben wir drei Meetings, die sich grob in Zugang zum System, Flusssteuerung durch das System und Verlassen des Systems kategorisieren lassen: Replenishment, Kanban-Meeting und Delivery-Planning. 

So viel zum Betrieb der Dienstleistung, weiter geht es mit der Verbesserung.

 

Während Arbeit durch das System fließt, sammeln wir Daten über die Leistungsfähigkeit des Systems und typische, auftretende Probleme. Mit diesen Daten bewaffnet gehen wir dann in den Verbesserungsteil der Kanban-Methode. Dort setzen wir uns mit dem Arbeitssystem auseinander. Auch hier schlägt die Kanban-Methode mehrere Meetings vor, die wir in zukünftigen Folgen behandeln werden!

In diesen Meetings passen wir das Arbeitsystem an, verändern und versuchen, Verbesserungen zu erzielen. Verbesserung bedeutet in diesem Fall, dass das Ergebnis der Bearbeitung möglichst nah an Bedürfnissen und Erwartungen der Kunden liegt. Gegebenenfalls muss nur das Arbeitssystem mit seinem Prozessablauf angepasst werden, vielleicht aber auch Risikomitigationsstrategien oder sogar die Dienstleistung an sich.


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